Hey, wäre ich H&M oder irgendeine andere Firma oder irgendjemand, der etwas zu verkaufen hat, ich würde es genauso machen. Die Menschen dazu zu bringen, die Waren, die ich anbiete, für das erstrebenswerteste der Welt zu betrachten, ist ein Sieg auf allen Ebenen.
Überall wird darüber berichtet, in allen Medien, alle Kanäle sind mit News zur neuen Isabel Marant Kampagne für H&M vollgestopft. Als hätte man die News darüber wie ein Virus verbreitet, der sich via angeklickter Malware durch alle Zeitungen, Blogs und Medien dieser Welt bohrt. Genauso fühlt es sich auch an. Wie der Sitznachbar in der Straßenbahn mit der triefenden Nase, den verquollenen Augen und dem trockenen Reizhusten. Da will man so schnell wie möglich weg, sich davor in Sicherheit bringen und hofft, dass man mit dem Schrecken davon kommt. Ein bisschen so fühle ich mich bei den alles einnehmenden Lobpreisungen auf die ein oder andere H&M Kampagne.
Für die einigen Wenigen, die bisher von dieser Welle verschont geblieben sind, bedarf es an dieser Stelle vielleicht etwas an Erklärung. In unregelmäßigen Abständen geht das schwedische Modehaus Kooperationen mit angesagten Designern ein, die eine exklusiv für H&M designte Kollektion entwerfen. Diese Fummel und Accessoires werden dann in ausgewählten H&M Filialen in begrenzter Stückzahl verkauft. Allein die Begriffe „ausgewählt“ und „begrenzt“ verursachen in diesem Fall bereits bei vielen modebegeisterten Schweißperlen auf der Stirn, Hitzeflecken und ein nervöses Flattern, dabei haben die Meisten die Kollektion in dem Moment noch gar nicht gesehen.
Gibt es dann die ersten Previews der heißbegehrten Ware, überschlagen sich die Medien reihenweise. Sicher sind in jeder Designer H&M Kollektion ein paar ganz ansehnliche Stücke dabei, ist ja schließlich auch Geschmackssache. Jedoch rechtfertigt keines davon den Trubel und die Dramen, die sich rundherum abspielen. So schreibt beispielsweise das Hamburger Abendblatt: „Seit sechs Uhr morgens standen die Menschen am Donnerstag vor H&M-Filialen, um Mode von Designerin Isabel Marant zu ergattern. Der Einlass wird kontrolliert: Jede Gruppe hat nur 15 Minuten Zeit zum Shoppen.“
Oder die Welt schreibt: „Ob es die richtige Größe ist? Es scheint, als sei das egal. Es geht schlichtweg ums Haben. Und doch: Der Einkauf ist genauestens geplant. Die Einkaufszeit ist eben limitiert. In den 20 Minuten darf kein Fehler gemacht, keine Sekunde verloren werden.“
Und genau darum geht es mittlerweile fast nur noch. Bereits kurze Zeit später findet man sämtliche Artikel der aktuellen Kollektion zu einem Vielfachen des Ursprungspreises bei ebay wieder. Man könnte fast meinen, daraus sei bereits ein eigener Geschäftszweig erwachsen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele der Kunden, die sich mit den anderen morgens um 6:00 (spätestens) in die Schlange stellen, nur darauf aus sind einfach alles zu kaufen, was ihnen in die Finger kommt, um es dann eine Stunde später für mindestens das Doppelte bei ebay zu verkloppen.
Und was ist mit den Anderen? Die, die sich einfach unsterblich in die graue Jogginghose aus der Isabel Marant Kollektion verliebt haben? Die, die ohne das mausgraue Sweatshirt nicht mehr leben wollen? Denen sei gesagt, es wird neue Designer Kollektionen geben, mit ähnlich tollen Teilen! Außerdem trage ich im Moment Dupes zu genau diesen Teilen. Ich schwör, man erkennt kaum den Unterschied!
8 Comments
Stella
14. November 2013 at 21:47Ganz ehrlich, ich würde mich für sowas nie morgens um 6:00 vor ein H&M stellen. Habe zwar auch Teile aus anderen Designer Kollektionen, aber nie auf diese Art ergattert. Der Hype ist total übertrieben.
MissKitty
14. November 2013 at 21:50ganz meine Meinung. obwohl ich bei dem goldenen schal schon schwach werden könnte. sehen wir mal was die tage noch zu haben ist 🙂
Tine
14. November 2013 at 22:13Du hast einen wunderbaren Schreibstil 🙂 Nein, ich würde mich auch nicht um 06:00h zu H&M bewegen 😀
Liebe Grüße, Tine
Camillex
14. November 2013 at 22:18Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wer Isabel Marant ist.. überhaupt finde ich es übertrieben, vor einem Klamottenladen zu campieren um gleich als erstes das neue Teil zu bekommen 😮 ich trage das worin ich mich wohlfühle und laufe nicht jedem (Designer)Trend hinterher.. ich bin heilfroh, dass mich Werbung von H&M und co. meistens gar nicht erreicht, finde das einfach nur nervig
Anna im Wunderland
14. November 2013 at 22:34Das Ganze ist schon verrückt, aber es soll Leute geben, die dieses Einkaufserlebnis als Abenteuer sehen, denen lass ich gerne ihren Spaß. Mir wäre es den Ärger persönlich nicht wert, aber ich könnte auch für nichts garantieren, sollten sich mal meine Lieblingsdesigner auf eine H&M Kollaboration einlassen…
Bonny
15. November 2013 at 11:44Seh ich absolut genau so. Ich hab mir die Teile nicht mal so genau angeschaut, weil ich vorher schon wusste, dass sie mir a) zu teuer und b) zu aufwändig zu besorgen sind. Ich habe keine Lust auf diese „Schlacht“. Bin mir sicher, dass in den nächsten Wochen auf sämtlichen Fashionblogs die Rede von der Kollektion sein wird. Da halt ich mich einfach mal dezent raus 😀
Liebe Grüße
Bonny
Sarah
15. November 2013 at 12:58Ich finde manche der Teile schon sehr schön und hatte mit dem Gedanken gepielt, mir das Kleid zu kaufen aber dann im Online-shop…allerdings weiss ich gar nicht, ob das noch geht. Mich um sechs Uhr morgens irgendwo anzustellen, würde ich wahrscheinlich für kaum etwas machen. Vielleicht für ne gratis-Augen-Laser-Op oder eine Weltreise 😉
Malina
15. November 2013 at 22:31also ich fand die kollektion ehrlich gesagt auch nicht so herausragend 😀 die schuhe fand ich klasse, aber doch nicht soooo toll, dass ich dafür 200€ ausgebe und mich mit 100 mädels drum prügele 😛 vielleicht ist ja die nächste kollektion den stress wert 😉